Zukunftswerkstatt bei der Feuerwehr Lich

Vor einem Jahr - am 25. Februar 2011 - wurde durch den Bürgermeister und den Stadtbrandinspektor das Projekt „Zukunftswerkstatt für die Freiwillige Feuerwehr Lich" ins Leben gerufen. Getreu nach dem Zitat von Willi Brandt „Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten." Im Laufe eines Jahres haben ca. 30 Männer und Frauen der Freiwilligen Feuerwehr Lich (Einsatzabteilungen und Vereine) fünf Themen erarbeitet und zu diesen Arbeitsgruppen gebildet. In den Gruppen wurden dann Themen entwickelt und dann im nächsten Schritt Ziele definiert. Die fünf Gruppen mit den behandelten Themen waren:

Einsatztaktische Mittel: Feuerwehrhäuser / Infrastruktur, Fahrzeugkonzept, Anschaffung, Alarmierungseinrichtung
Personal: Mitgliederwerbung, Jugendarbeit, Erhalten der Mitglieder, Motivation der Mitglieder, Personalgewinnung Öffentlichkeitsarbeit: Veranstaltung, Internet, Pressearbeit, Personalgewinnung
Ausbildung: Personalentwicklung, Kommunikation
Struktur Feuerwehr: Kommunale Strukturen in 15 Jahren, Zusammenarbeit/ Kommunikation, Entwicklung der Stadt, Einsatzschwerpunkte, Alarm u. Ausrückordnung.

 

Die Gruppen haben sich etwa alle zwei Monate getroffen und an den Themen gearbeitet. Feste Termin waren nur Treffen zur Gruppenbildung (4. April 2011), Vorstellung der Ziele (07.Juni 2011), Zwischenbericht (5. Dezember 2011) und die Abschlussveranstaltung (25. Februar 2012). Ansonsten haben sich die Gruppen in dem Jahr des Projekts selbst organisiert.

Neben den Gruppenmitgliedern und dem Bürgermeister waren zur Vorstellung der Ergebnisse auch alle Mitglieder des Magistrats und die Fraktionsvorsitzenden eingeladen. Leider konnten nicht alle der Einladung folgen, was im Hinblick auf die sehr guten Präsentationen und die hochwertigen Ergebnisse sehr bedauerlich war.

Auf Grund der großen Schnittmengen haben sich die Gruppen „Personal" und „Öffentlichkeitsarbeit" zum Ende des Projekts zusammengeschlossen und ein gemeinsames Ergebnis vorgestellt.

Zu den Einzelnen Ergebnissen kann folgendes festgehalten werden:

Die Ergebnisse der Gruppe „Einsatztaktische Mittel" können soweit zusammengefasst werden, dass in allen Feuerwehrhäusern zum Beispiel eine Notbeleuchtung installiert werden sollte und verschiedene Sicherheitsprüfungen durchzuführen sind. Zu den Alarmierungseinrichtungen ist anzumerken, dass es gerade in der Kernstadt auf Grund schlechter Funkabdeckung große Probleme bei der Alarmierung gibt. Dies wurde auch schon mehrmals an die Brandschutzaufsicht weitergemeldet, aber bis zum heutigen Tag hat sich leider noch nichts getan. Zum Fahrzeugkonzept konnte festgestellt werden, dass mit dem neuen Hilfeleistungslöschfahrzeug für die Kernstadt, welches in den vergangenen Tagen abgeholt wurde und dem wasserführenden Fahrzeug für die Einsatzabteilung in Muschenheim, welches in der Beschaffung ist, die Freiwillige Feuerwehr Lich gut ausgestattet ist.

Als einschneidendes Ergebnis wurde erarbeitet, dass auf Grund von baulichen Mängeln bzw. beengten Platzverhältnisse, eine Zusammenlegung der Einsatzabteilungen Birklar und Muschenheim durchaus sinnvoll und wirtschaftlich ist.

Die Gruppe „Personal/Öffentlichkeitsarbeit" hat als Ziele folgendes erarbeitet. Im Bereich Personal sollen die bestehenden Mitglieder erhalten und motiviert werden. Die Jugendarbeit ist zu forcieren und natürlich die Personalgewinnung. Schwerpunkte in der Öffentlichkeitsarbeit liegen im Vermitteln eines positiven Images. Dies kann durch Veranstaltungen, Pressearbeit, Internet und soziale Netzwerke geschehen. Das sind heute die Möglichkeiten um die Arbeit der Feuerwehr weiterzugeben. Gerade der Bereich Image ist ein wichtiger Punkt. Denn Feuerwehr ist jung, kompetent, ein starkes Hobby, freiwillig und ehrenamtlich. So wissen viele nicht, dass es neben 104 Berufsfeuerwehren über 24.000 freiwillige Feuerwehren gibt. Dass für die Freiwilligen Feuerwehren die gleichen Anforderungen gelten, wie an die Berufsfeuerwehren. Das ehrenamtlich bedeutet, dass man für die Tätigkeit keine Bezahlung erhält. Um so wichtiger ist es deshalb das vorhandene Personal zu stärken und das Ansehen der Feuerwehren weiter zu steigern. Eventuell sollte man darüber nachdenken den aktiven Feuerwehrleuten Vorteile für geleistete Arbeit schaffen. Denn der Dienst in der Feuerwehr ist zwar ehrenamtlich aber nicht mit der Tätigkeit in einem Verein zu vergleichen. Die Feuerwehr Lich erfüllt eine hoheitliche Aufgabe im Auftrag der Stadt Lich und Dienstherr ist der Bürgermeister. Ein weiteres wichtiges Ziel, die Stärkung der Zusammengehörigkeit der acht Einsatzabteilungen der Freiwilligen Feuerwehr Lich. Hier könnten gemeinsame Veranstaltungen, wie zum Beispiel eine Grillfeier, einen großen Beitrag leisten. Auch das neue einheitliche Logo der Feuerwehr Lich kann zur Identifizierung mit der Freiwilligen Feuerwehr Lich beitragen (corporate Identity) Zudem wurden konkrete Vorschläge und Ideen erarbeitet, wie man die Feuerwehr Lich besser in der Öffentlichkeit präsentieren kann. Es wurden des Weiteren Ideen und Möglichkeiten zur Jugendarbeit und zur Mitgliederwerbung erarbeitet. Für sinnvoll wird auch gesehen, dass die Pressearbeit zukünftig über eine Stelle laufen sollte und in diesem Zusammenhang ein Presseteam zu installieren.

Die Gruppe „Ausbildung" hat sich vor allem mit den unterschiedlichen Ausbildungen innerhalb der Feuerwehr Lich auseinander gesetzt. Eine der wesentlichen Schwierigkeit lag in der Verdichtung und sinnvollen Konsolidierung der umfangreichen Ideen und Ansätze. Aus den Diskussionen der Arbeitsgruppentreffen wurde eine Basis geschaffen, die als Diskussionsgrundlage dienen soll. Die letztliche Umsetzung der vorgeschlagenen Punkte erfordert umfangreiche Folgeaktivitäten. Bisher erfolgt die Ausbildung weitestgehend direkt in den einzelnen Einsatzabteilungen der Feuerwehr Lich. Hierbei greift jeder auf seine eigenen Möglichkeiten und Mittel zurück. Die Erstellung und Vorbereitung von Schulungen und Ausbildungsveranstaltungen erfolgt, im Rahmen der Vorgaben der Dienstvorschriften, eigenständig an jedem Standort. Dies führt dazu, dass Ausbildungsunterlagen /-veranstaltungen parallel erstellt bzw. konzipiert werden und identische Unterrichtsveranstaltungen durch unterschiedliche Referenten an den einzelnen Standorten durchgeführt werden. Hieraus ergeben sich vermutlich auch Unterschiede auf der inhaltlichen Ebene. Durch verstärkte Zusammenarbeit sollen Synergieeffekte geschaffen werden und hierdurch eine Entlastung der einzelnen Einsatzabteilungen und Führungskräfte realisiert werden. Ein Wissens- / Informationstransfer soll in Gang gesetzt werden.Es soll eine gemeinsame Nutzung von Ressourcen (Unterlagen / Materialien / Referenten) erfolgen. Empfohlen wird der Aufbau eines zentralen Schulungsunterlagenpools auf den alle Zugriff haben (Onlinezugriff / gemeinsame Bibliothek) und der zentral gepflegt wird. Es sollte eine Ausbildungskoordinator installiert werden, der die Unterlagen pflegt, sammelt und einstellt. Darüber hinaus könnten auch verschiedene Themen von einem Ausbilder vermittelt werden, der eventuell durch seine berufliche Tätigkeit ein Fachmann auf dem Gebiet ist. So könnten unterschiedliche Themen von fachlich versierten Ausbildern geschult werden. Verstärkung von übergeordneten Ausbildungsmaßnahmen auf verschiedenen Ebenen. Das Ergebnis könnte die Gewährleistung eines hohen und homogenen Qualitäts- und Qualifizierungs-niveaus durch einen einheitlichen Ausbildungsstand sein. Zudem könnte die Kommunikation durch einheitliche Vorgehensweise und gemeinsame Ausbildungsveranstaltungen verbessert werden. Durch eine Bündelung der Aktivitäten soll der Gesamtaufwand verringert werden. Über die Nutzung einheitlicher Ressourcen (Schulungsmaterial- / unterlagen, Fachreferenten) und der hieraus resultierenden höheren inhaltlichen Homogenität soll (trotz Reduzierung des Aufwands) ein verbessertes Ausbildungsergebnis erzielt werden. Im Bereich der Mini- und Jugendfeuerwehren soll die stadtteilübergreifende Zusammenarbeit gefördert werden um ein hohes Maß an gegenseitigem Austausch zu erreichen. Jugendliche, die in die Einsatzabteilung übernommen werden, sollen über einen einheitlichen Wissens- und Kenntnisstand verfügen. Das Ziel ist es, dass alle Jugendlichen zum Zeitpunkt der Übernahme in die Einsatzabteilung die Leistungsspange abgelegt haben sollten.

Bei der Einsatzabteilung soll im Rahmen der Einstiegsausbildung bei allen Stadtteilfeuerwehren ein einheitlicher Ausbildungs- und Wissenstand sichergestellt werden. Erreicht werden soll dies durch ein übergreifendes Ausbildungsprogramm, an dem alle neuen Einsatzkräfte teilnehmen. Hierüber sollen sich die neuen Einsatzkräfte gegenseitig besser kennenlernen und einen Überblick über alle Standorte bekommen. Weiterhin wird hierüber gewährleistet, dass eine Ausbildung auch an Geräten erfolgen kann, die am eigenen Standort nicht vorhanden sind. Dies soll insbesondere die Motivation und den Zusammenhalt der Nachwuchskräfte fördern.Nach Abschluss der Einstiegsausbildung soll die standortbezogene Truppmannausbildung 2 abgeschlossen sein und die Befähigung zur Teilnahme am Truppführerlehrgang nachgewiesen werden können.

Auch bei den Führungskräften ist das Ziel eine stadtteilübergreifende Zusammenarbeit zu fördern und zu stärken um hierdurch eine schnelle und zielsichere Kommunikation und Struktur bei Einsatz und Übung zu gewährleisten. Erreicht werden soll dies durch den Aufbau einer gemeinsamen Führungskräftestrategie auf deren Basis sich die Führungskräfte verstärkt in gemeinsamen Veranstaltungen fortbilden und austauschen. Durch regelmäßige Schulungs- und Informationsveranstaltungen soll insbesondere das gemeinsame Verständnis und die Kommunikation untereinander gefördert werden.

Die Gruppe „Struktur Feuerwehr" erarbeitet als Ergebnis, dass sich unsere Gesellschaft in einem Wandlungsprozess befinden der auch das Feuerwehrwesen in einen Transformationsprozess versetzt. Dieser wird entscheidend mitgeprägt durch geringer werdende Personalverfügbarkeit, Tagesalarmunsicherheit und eingeschränkte Finanzierbarkeit. Das alles könnte dazu führen, dass sich eine Schere zwischen dem Auftrag der Feuerwehr „Leben zu retten und Sachwerte zu schützen" und den verfügbaren Einsatzkräften und Einsatzmittel auftun kann. Dies gilt es zu verhindern. Ebenso entsteht bei diesem Transformationsprozess ein hoher Anpassungsdruck „Bewährtes bewahren und ausgetretene Wege verlassen". Der Transformationsprozess darf nicht zu Umbrüchen und Sprüngen führen, welche das System „Feuerwehr" unwiderruflich beschädigen, wie z.B. Zwangszusammenlegung von örtlichen Feuerwehreinheiten. Diese Prozesse müssen von der Feuerwehr mitgetragen werden. Nur durch eine breite Akzeptanz sind solche Schritte erfolgreich durchzuführen. Die Feuerwehren im ländlichen Raum haben dann eine Zukunft, wenn sie sich dem Transformationsprozess stellen sowie sich bei diesem Wandlungsprozess einbringen und ihn aktiv mitgestalten. Bei einer möglichen kommunalen Umstrukturierung, ist der jetzige „ Zustand" der Feuerwehr mindestens zu erhalten! Das hauptamtliche Element in den Freiwilligen Feuerwehren wird zunehmen! Nur so kann das Ehrenamt entlastet werden. Weitere Maßnahmen sind die gemeinsame einheitliche Ausbildung der Führungskräfte, entwickeln von Standardeinsatzregeln, Moderne Komm.-Technik für jeden Standort sowie einheitliche Objektbezogene Alarmpläne erstellen.

Abschließend kann festgestellt werden, dass viele Ansätze, Ideen und Maßnahmen erarbeitet wurden, die sicher dazu beitragen können, dass die Freiwillige Feuerwehr Lich auch in der Zukunft sicher aufgestellt ist und die Bürger in Lich sich auf die professionelle Hilfe im Notfall verlassen können. Einige stehen bereits in den Startlöchern und es gibt bereits Vorplanungen andere gilt es weiterzuentwickeln und voran zu treiben. So ist das Projekt Zukunftswerkstatt sicher hier und jetzt nicht beendet. Ein Anfang wurde gemacht, diesen gilt es jetzt weiter vorzusetzen. Viele Punkte werden sich so auch in dem Bedarfs- und Entwicklungsplan für die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Lich wiederfinden, diesen gilt es jetzt fortzuschreiben.

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