Feuerwehr, ein Verein. Oder?

Die Feuerwehr, wie man sie kennt, an Einsatzstellen, mit roten Autos und Blaulicht, ist kein Verein. Sie ist eine kommunale Pflichtaufgabe und eine öffentlich-rechtliche Institution. Sie stellt eine Abteilung der Stadtverwaltung dar, so wie zum Beispiel der Bauhof, nur rein ehrenamtlich organisiert.
Und trotzdem gibt es auch Feuerwehrvereine und das ist auch gut so …

Ende des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Versuche einer strukturierten Brandbekämpfung in unserer Gegend unternommen. Als eigenständige Städte und Gemeinden wurden etwa in den Jahren 1876 in Lich, 1895 in Birklar und 1897 in Nieder-Bessingen Feuerwehren ins Leben gerufen – als Feuerwehrverein.

Im Rahmen der Gebietsreformen, in den 1970er Jahren wurden die eigenständigen Gemeinden in die Stadt Lich aufgenommen.
Da es das Gesetz fordert, ist die Stadt verpflichtet, eine Feuerwehr einzurichten, das Personal vorzuhalten und die Technik zur Verfügung zu stellen.
Es sind seither nicht mehr die Feuerwehrvereine, die sich um diese Dinge kümmern, sondern die Kommune.
Im Falle der Stadt Lich gibt es also eine Feuerwehr und die besteht aus den acht Einsatzabteilungen, in jedem Stadtteil (außer Kloster Arnsburg) eine.
Führungskräfte sind Ehrenbeamte der Stadt Lich. Alle aktiven Einsatzkräfte unterstehen dem Bürgermeister (als oberster Dienstherr). Die Leitung der Feuerwehr obliegt dem Stadtbrandinspektor und seinem Vertreter.
Die Feuerwehr Lich besteht derzeit aus knapp 240 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die rund um die Uhr für Ausbildung und den Einsatzdienst einstehen.

Trotzdem gibt es noch die alten Feuerwehrvereine.
Jetzt mag man sich fragen: “Warum und wofür, wenn die Feuerwehr doch nun eine städtische Aufgabe ist?!“, aber die Antwort ist ganz einfach: weil die Vereine wichtig sind!

In vielen Dörfern und kleinen Städten sind diese Vereine Ausrichter traditioneller und beliebter Veranstaltungen und Feste. Nicht nur, dass diese zum „Dorfleben“ dazugehören und es attraktiv gestalten, es werden damit auch Umsätze, gar Gewinne erwirtschaftet. Und diese werden, so wie Mitgliedsbeiträge oder Spenden, satzungsgemäß für das Feuerlöschwesen eingesetzt.
So ist es üblich, dass von den Feuerwehrvereinen zusätzliche Kleidung (z.B. wärmende Wintermützen), Ausrüstungsgegenstände (z.B. Wärmebildkameras), sogar Autos gekauft und mitfinanziert werden, um die Stadtkasse zu entlasten und den Ehrenamtlichen ihre Arbeit zu erleichtern. Sie sind sozusagen Fördervereine.
Aber nicht nur für die finanzielle Unterstützung sind die Vereine ein unschätzbarer Gewinn, auch durch die Förderung des Zusammenhaltes zwischen den passiven Mitgliedern und den Aktiven. Ausflüge, Besichtigungen und Familienfeste sind wichtig. Oft werden Familienangehörige und Freunde stehen gelassen, wenn Sirene und Funkmeldeempfänger zum Einsatz rufen und man sich sofort auf den Weg macht.
Nicht zuletzt macht es aber auch Spaß, abseits der anspruchsvollen Ausbildung und den spannenden Tätigkeiten über die Lahn zu schippern oder sich bei Wochenendreisen mit dem Verein zu erholen.

Den 240 Einsatzkräften stehen knapp 1350 fördernde Vereinsmitglieder (jeder Stadtteil hat seinen Feuerwehrverein von damals behalten) gegenüber.
Jeder Einzelne unterstützt dabei durch seinen Mitgliedsbeitrag und sein Engagement in der Vereinsarbeit. Aber auch Personen, die den Vereinen eine Spende zukommen lassen, tun Gutes und Wichtiges.

Übrigens …
In Deutschland gibt es knapp 42.500 Einsatzabteilungen mit etwa 1.070.000 Einsatzkräften.
Davon verdienen aber nur 32.500 Personen in 100 Berufsfeuerwehren ihr Geld.
Alle anderen sind ehrenamtlich organisiert

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